Donnerstag, 17. Juni 2010

Die Zeit, die Zeit

Wie ja die meisten wissen, bin ich inzwischen schon wieder über eine Woche zurück in Deutschland. Meine letzte Zeit in England war wirklich absolut wundervoll. Leider hatte ich keine Zeit mehr viel zu schreiben, was aber auch nicht ganz eigennützig war, denn ich wollte ja nicht dass mir jeder meine Geschichten erzählt und ich nichts neues mehr erzählen kann weil es alle schon wissen.
Mein Zimmer hab ich jetzt soweit eingeräumt und morgen gehts mit der Antje übers Wochenende nach Rom. Meien Einweihungs-wieder-da-Grill-Party war auch wirklich toll. Danke nochmal dass ihr alle gekommen seid :)

Samstag, 15. Mai 2010

Tag 60 (Freitag, 14.5.10): Immer wieder Freitags

Es ist Freitag, eindeutig ein Partyfreitag. Nach der Arbeit ging‘s über einen kleinen Umweg, Tankstelle und Lidl, direkt zu Sarah, von dort aus zu Philli, schick machen und dann direkt weiter zum vorglühen. So war zumindest der Plan, aber wir bekamen ein kleines Zeitproblem, weil wir eben in England sind und hier Tankstellen anders funktionieren als in Deutschland. Die erste Zapfsäule die wir anfuhren war defekt, bei der nächsten konnte man nur mit Karte direkt an der Säule zahlen. Bei der dritten Säule konnten wir nur von der falschen Seite ranfahren, sodass Zapfsäule und Tankdeckel sich nicht direkt gegenüber waren. In Deutschland ist das kein sonderlich großes Problem, da man sie Schläuche ja ausziehen kann. Aber da wir ja nicht in Deutschland sind, kann man die Schläuche hier tatsächlich nicht ausziehen. Nachdem der Schlauch dann doch endlich steckte, stellten wir fest dass man an der gesamten Tankstelle nur direkt an der Säule mit Karte zahlen konnte und fragten uns warum es dann überhaupt noch einen Shop mit Kasse gab. Wir fuhren dann einfach zur nächsten Tankstelle.
Aber dann lief alles glatt. Philli bebettelte dann noch ihren Vater uns in die Innenstadt zu fahren und als er und ihre Schwester ankamen hatten sie noch eine Überraschung dabei. Einen Hamster. Philli hatte einen Hund, aber der ist vor einer Weile gestorben, aber ob ein Hamster der richtige Ersatz für einen Hund ist?
Bei den Jungs angekommen ging‘s dann ans Vorglühen, wir probierten alle der Reihe nach diese Sache, wo man die Bierdose kräftig schüttelt und dann ein Loch rein macht und trinkt.
Hinterher hatte das Hotelzimmer eine nasse Decke und wir eine menge Spaß.
Später waren wir dann noch bei Wetherspoons und wie sollte es auch anders sein landeten wir wieder im Revolution. Das scheint wie das Diebels zu Hause zu sein, man landet eben einfach immer wieder dort.
Gegen um 1 war ich dann auch schon wieder zu Hause, weil ich ja am nächsten Tag nach Brighton an die Südküste wollte

Tag 59 (Donnerstag, 13.05.10): Fliegende Fische und Bücherkatastrophen

Oh nein, heute ist schon wieder Donnerstag. Schon wieder ist eine Woche fast rum und mir bleiben nur noch 3. Heute morgen sind wir schon um halb 9 losgefahren, weil wir Chris noch zur Arbeit gefahren haben, weil sein Auto in der Werkstatt war.
Nina und er wohnen übrigens jetzt seit 6 Monaten in dem Haus, aber es war mir ja eigentlich von Anfang an klar gewesen, dass sie hier noch nicht lange wohnen. Aber nun weiß ich es auch genau.
Bill legte heute fest, dass alle Verträge bis nächsten Freitag rausgegangen sein müssen, was bedeutet, dass ich wohl bis dahin nur noch Verträge sehen werde. Eine Abteilung konnten wir dann heute auch schon abschließen und hätten sie auch abschicken können, wenn Angela an 5 Verträgen nicht 3 mal was zu bemängeln gehabt hätte und dann am ende auch noch Wasser darüber ausgekippt hätte sodass ich sie dann zum 4. Mal neu drucken musste.
Ansonsten haben wir heute mal wieder Schränke gerückt, also rücken lassen. Und ich durfte von einem Zimmerende zum anderen Zimmerende die Schrankinhalte umräumen, natürlich hatte ich heute meine hohen Schuhe an und am ende des Tages tatsächlich Blasen auf meinen Blasen.
Meine Mittagspause verbrachte ich mal wieder am See, und sah auch die Entenküken wieder, diesmal waren es immerhin noch 5 Stück. Ich war wirklich erstaunt wie groß sie schon waren. Und dann bemerkte ich noch eine Kuriosität. Als ich gedankenverloren auf das Wasser starrte sprang auf einmal vor meinen Augen ein Fisch aus dem Wasser. Ich glaubte zuerst an eine optische Täuschung aber er sprang dann gleich nochmal heraus. Fliegende Fische gibt es hier also auch.
Als ich von der Mittagspause wieder ins Büro kam erwarteten mich Berge von Süßigkeiten. Muffins und irgendwelche superleckeren Schokoteile. Fiona hatte also doch noch was zu ihrem Geburtstag springen lassen.
Nachdem wir nach Feierabend nach Hause kamen erlebten wir eine nicht so nette Überraschung. Troy wird immer wenn keiner zu Hause ist im Esszimmer eingesperrt, in dem nur ein Tisch ein Sofa, und ein Fernseher steht. Naja, und eine offene Kiste voll mit Büchern. Der Inhalt der Kiste fand sich nun allerdings gewissenhaft zerfetzt im ganzen Zimmer wieder und auch das Sofa hatte einen beachtlichen Riss auf der Sitzfläche es war aber eh schon ein älteres. Aber der Anblick der armen Bücher schockierte mich ganz offensichtlich viel mehr als Nina. Scheinbar waren es alles Chris Bücher denn ihr Kommentar dazu war, sie habe ihm gesagt, dass man die Kiste da nicht stehen lassen sollte.
Somit hab ich nun auch herausgefunden wer hier in diesem Haus so viel liest. Ich hatte es mir ja auch schon gedacht, denn Nina kommt mir nicht so vor als würde sie so sonderlich viel lesen, dass es solche Massen an Büchern geben müsste.

Tag 58 (Mittwoch, 12.05.10): Troy und Ich

Heute hatte unsere neue Chefin Fiona übrigens Geburtstag, sie ist 54 geworden. Aber davon haben wir nicht viel gemerkt. Sie kam erst Mittags und hatte auch nichts kuchenmäßiges für uns mit, obwohl Tracey schon extra den halben Tag gehungert hatte.
In der Mittagspause war ich mit Sarah und Philippa bei Tesco, was mit sehr gelegen kam, da meine Wurst mal wieder alle war. Sarah wollte eine Torte backen und dafür noch ein paar Zutaten. Unter anderem auch Bisquitboden, den man in Deutschland ja ohne weiteres kaufen kann. Hier stellte es uns allerdings vor schier unlösbare Probleme. Denn wir wussten natürlich nicht das auf Englisch heißt und auch Philli konnte mit Sarahs Umschreibung nicht viel anfangen. Unsere Suche auf eigene Faust blieb in diesem Riesentesco auch erfolglos und ein armer Mitarbeiter, der auch nicht wusste was wir suchten, führte uns dann in alle Regale die etwas mit backen zu tun hatten und letztendlich wurden wir dann doch noch fündig.
Mein kleiner neuer Freund und ich hatten heute unsren ersten Spaziergang. Ich musste zum Briefkasten und da er nicht besonders weit weg ist, aber auch nicht gerade um die nächste Straßenecke dachte ich mir es wäre eine gute Idee eine Runde Gassi zu gehen. Gesagt getan. Bei Nina war eh mal wieder der Friseur da, sodass der kleine in der Küche nur gestört hätte. Es war so herrlich. Troy tobte die ganze Zeit neben mir her und kämpfte mit seiner Leine. Auf dem Rückweg trafen wir dann einen anderen Boxer mit der sich Troy total gut verstand, aber ich lies ihn lieber nicht von der Leine, man weiß ja nie was da so alles schief gehen kann.
Morgen ist übrigens in Deutschland Männertag und somit frei und hier natürlich nicht. Es ist ja nicht so dass ich besonders auf diesen Tag stehen würde, aber so ein Feiertag ist eben auch mal was feines. Na dafür hatten wir ja am 3.5. frei und ende des Monats haben wir am Montag auch schon wieder frei, was ja auch nicht das schlechteste ist.

Sonntag, 9. Mai 2010

Tag 54 & 55: Windsor, Stonehenge, Bath und London

Am Samstag morgen fuhr ich gleich mit dem ersten Bus der überhaupt fuhr, um 6:15 Uhr, um pünktlich am Bahnhof zu sein, damit ich dann meinen Zug nach London und im Anschluss meinen Reisebus schaffte.
Ich war dann auch pünktlich am Bahnhof in Milton Keynes, nur leider mein Zug nicht. Er hatte 11 Minuten Verspätung und war natürlich weit und breit der einzige Zug der überhaupt Verspätung hatte. Das war ja mal wieder so typisch, dass ausgerechnet mein Zug zu spät kam. Ich bangte ein bisschen, dass ich meinen Bus dann in London nicht schaffen würde. Aber ich beeilte mich dann so sehr vom Bahnhof zum Treffpunkt zu gelangen, dass ich sogar noch 10 Minuten auf den Bus warten musste.
Dieser Bus fuhr nachdem er noch einige Hotels angefahren hatte zum Busbahnhof, wo ich dann auch auf Maik und Frances traf. Von dort aus ging es dann mit unserem Touristenbus und einem unterhaltsamen Reiseleiter auf direktem Weg nach Windsor Castle.
Dort angekommen mussten wir uns bei der Schlossbesichtigung leider ziemlich beeilen, aber wir bekamen doch das wichtigste zu sehen, die Kirche, die Gemächer der Queen, welche sogar zu der Zeit dort war, da die Fahne wehte. Natürlich haben wir sie aber nicht zu Gesicht bekommen, das wäre ja auch zu schön gewesen.
Es war ziemlich windig und kalt, manchmal fing es sogar ein bisschen an zu Regnen, aber es hörte dann auch immer recht schnell wieder auf, doch die Sonne lies sich leider nie blicken.
Nach Windsor folgte eine 2 stündige Fahrt nach Bath. Dort sah es ganz und gar nicht aus wie in einer englischen Stadt. Die Stadt und das Umland erinnerten mich eher an Spanien. Es wurde sehr hügelig und die Straßen wurden auch immer enger und wir waren sehr froh, dass wir ganz hinten saßen, wo man zwar mehr hin und her hüpfte aber man musste sich immerhin nicht diese Fahr und Wendemanöver ansehen.
In Bath waren wir dann in einem Römischen Bad. Auch hier bekamen wir einen Audioguide, den wir aber nach der 5. Nummer weg ließen, da wir es sonst wieder nicht innerhalb der Zeit geschafft hatten und man sich ja nun auch wirklich nicht die ganze Geschichte dazu anhören muss.
Von Bath ging es dann weiter nach Stonehenge und auf dem Weg dorthin erzählte uns der Reiseleiter seine Version der Geschichte. Es war wirklich absolut erstaunlich wie viel dieser Mann über Steine erzählen konnte oder besser gesagt wie viel er überhaupt reden konnte, denn er machte eigentlich nie eine Pause mit dem reden.
Ich wurde ja schon vorgewarnt, dass Stonehenge nicht so toll ist, wie man es erwarten möchte, dass es nur ein paar Steine sind und man nicht einmal durch sie durch gehen kann, sondern in einem weiten Kreis um sie herumlaufen muss. Aber dennoch waren wir alle drei doch ein bisschen enttäuscht, denn wir hatten es uns doch ein Stückchen größer vorgestellt. Da es mitten im Nirgendwo lag und nur Felder rings herum waren, wehte der Wind hier noch heftiger und wir hätten viel für ein paar Handschuhe und eine Winterjacke gegeben. Nachdem wir dann wieder in London angelangt waren, schlenderten wir noch ein bisschen durch die Stadt und fanden ein paar sehr niedliche Elefanten. Solche wie es bei uns auch überall gibt, also in Leipzig zum Beispiel die Löwen, in Köthen die Kühe. Diese Elefanten waren wirklich farbenfroh mit allen nur denkbaren Motiven verziert.

Am Sonntag trafen wir uns alle drei wieder und fuhren mit der Tube zum Westminster Abbey, in der Hoffnung vielleicht einen Kostenlosen Blick hineinwerfen zu können, weil heute nur Messen waren und keine Touristen hineindurften. Aber natürlich lief die Messe schon und wir hatten keine Chance hineinzugucken. Maik meinte der Eintritt würde normalerweise 15 Pfund kosten, was ich wirklich unverschämt finde. Aber ich würde es mir trotzdem sehr gerne noch ansehen, aber ich hab ja noch 3 Wochenenden in denen ich mindestens eines nochmal nach London fahren werde, um nochmal was mit Frances zu unternehmen, es macht eben einfach alles mehr Spaß, wenn man nicht allein unterwegs ist.
Nach der Abbey drehten wir eine Runde durch das berühmte Kaufhaus Harrods. Es war wirklich faszinierend Kleider und Taschen für 1050 Pfund zu sehen. Und ich könnte wetten der Großteil der Leute die dort drin waren, waren auch alles Touristen die einfach nur mal gucken wollten und die wenigsten waren „echte“ Kunden die sich die dort ausgestellte Ware auch tatsächlich hätten leisten können. Ein Muss war dort mal die Toilette zu benutzen, aber das Klo an sich war nicht wirklich spektakulär. Da hab ich wirklich schon schönere stille Örtchen gesehen. Was aber nicht schlecht war, nach dem Hände waschen stand dort gut riechende Handcreme bereit und auch noch eine kleine Auswahl an exklusiven Parfums, mit denen Frances und ich uns dann erst einmal noch eindeckten, sowas muss man ja ausnutzen.
Nach Harrods führte unser Weg durch den Hyde Park und wir konnten uns das allsonntägliche Schauspiel an der Speakers Corner ansehen. Das ist eine Ecke im Park, an dem sich jeder, der das Bedürfnis verspürt, hinstellen kann und eine Rede reden kann. Tatsächlich standen dort mindestens eine Hand voll Leute auf Stühlen und gaben diverse Sichtweisen und Standpunkte zum besten. Um jeden Redner scharte sich auch eine kleine Menschenmenge die ihm zuhörte.
Nach einer Mittagspause bei McDonald’s wollten Frances und ich unbedingt in den Primemark, wo es günstige Klamotten gibt. Dummerweise hatten wir uns für den größten in London entschieden, und es war einfach unmöglich dort wirklich shoppen zu gehen. Dieses Ding war riesengroß, über 2 Etagen, und es waren so unbegreiflich viele Menschen darin, dass man bestimmt 2 Stunden hätte warten müssen um in die Umkleidekabine zu kommen. Wir waren von den Menschenmassen so erschlagen, dass wir ohne etwas zu kaufen wieder von dannen zogen. Ich weiß dass es auch noch einen in Northampton gibt, was bei mir ja gleich der nächste Ort ist. Der soll wohl nicht so groß sein, also werde ich mal an einem Sonntag dorthin pilgern und hoffen dass der nicht so vollgestopft mit Menschen ist, denn es gab dort wirklich einige gute Sachen, für wenig Geld. Und ich würde mich doch sehr ärgern wenn ich wieder in Deutschland wäre und nicht wenigstens einmal bei Primemark geshoppt hätte. Danach ging es dann langsam aber sicher auch schon wieder auf den Rückweg nach Milton Keynes.

Freitag, 7. Mai 2010

Tag 52 (Donnerstag und Freitag, 6.+7.5.10): Auf den Hund gekommen

Hilfe, heute ist schon wieder Donnerstag und ich habe mit erschrecken festgestellt, dass ich nur noch 4 Wochen hier bin. Wo ist denn bloß jetzt so schnell die ganze Zeit geblieben?
Heute morgen fand ich auf der Küchenzeile eine schöne Postkarte von meinem tollen Freund. So sollten Tage ruhig öfter beginnen. Und im Auto hatte Nina dann eine tierische Überraschung für mich. Sie sagte mir nämlich das sie sich morgen einen neuen Hund holen würden, einen Boxer-Welpen. Ich war natürlich gleich hin und weg.
Auf Arbeit waren heute mal wieder wirklich alle da. Tina war aus Barcelona zurück und Bill und Emma von ihrer Tagung und Tracey und Steph waren auch wieder gesund.
Meine Pläne fürs Wochenende wurden dann heute auch endlich Dingfest gemacht. Es geht am Samstag mit Frances und Maik (beide vom Studium) mit dem Bus nach Windsor, Bath und Stonehenge und am Sonntag wird ich noch ein bisschen London unsicher machen.
Im verlauf des Nachmittags bekam ich dann eine Mail von Nina, dass sie den Hund heute schon abholen würden und ich mir deshalb eine Fahrgelegenheit nach Hause suchen müsste. Das war ja kein Problem und ich freute mich noch mehr auf den Feierabend, in Vorfreunde auf das Hundchen. Zu Hause angekommen waren Nina und Chris aber noch nicht wieder da, also wartete ich gespannt wie ein Flitzebogen.
Ich wusch dann noch meine Hosen von der Arbeit, die es dann doch mal bitternötig hatten und bügelte sie dann gleich als sie noch feucht waren, wie Mama mir das empfohlen hatte, aber ich finde nicht, dass die Knicke jetzt in irgendeiner Weise weniger geworden sind. Und bei der einen Hose ist die Bügelfalte komplett verschwunden und geht auch nicht mehr rein. Wenn ich wieder zu Hause bin werde ich einen Bügelkurs besuchen. Bieten Hochschulen oder Unis so etwas eigentlich an? Wenn nicht, dann habe ich die Marktlücke entdeckt. 
Um 11 Uhr hörte ich dann endlich die Tür auf gehen, aber da war ich schon Bettfertig und meine Müdigkeit überwog meiner Neugierde.


Am nächsten Morgen wurde ich von einer Autoalarmanlage geweckt und musste feststellen, dass wenn sie nicht gewesen wäre ich gnadenlos verschlafen hätte, da ich vergessen hatte meinen Wecker zu stellen und mein Handy, welches zur Sicherheit auch immer noch klingelt hatte ich lautlos gemacht. Aber zum Glück war da die Alarmanlage. Da heute Freitag war, rechnete ich fest damit dass es zum Mittag wieder ins Pub oder in die Kantine gehen würde und beschloss aufs Schnitten machen zu verzichten um Zeit zu sparen. Auf meinem Weg nach unten begegnete ich dann das erste Mal unserem neuen Hausbewohner. Es war Liebe auf den ersten Blick und ich glaube er mag mich auch, denn er kam gleich schwanzwedelnd angerannt, der kleine heißt Troy und er ist sooooo süß.
Kenny nahm mich heute mit zur Arbeit, weil Nina vormittags bei Troy bleiben wollte damit er an seinem ersten Tag nicht so alleine ist.
Zum Mittag gings dann wie ich spekuliert hatte in die Kantine, aber leider fiel unsere gewohnte Pizza-Session aus, weil heute alle Pizza wollen und man 30 Minuten hätte warten müssen, was bedeutet hätte dass wir uns sehr mit essen hätten beeilen müssen. Also nahm ich statt dessen einen Chicken Wrap, auch sehr lecker und die beiden Engländer, Philli und John, hatten Pommes mit Essig, Bratfisch, der sehr labberig war, und dazu gebackene Bohnen. Sarah und ich waren uns einig, dass man das in dieser Kombination und dann auch noch zum Mittag so auf keinen Fall essen konnte.
Heute wurde Fiona’s Büro, ehemals der Meetingroom direkt neben unserer Abteilung fertig gestellt. Denn sie rückt ja dann am Montag an. Ich bin mir sehr sicher, das wird ein geschichtsträchtiger Tag für die Firma sein.
Ich hab eine neue Aufgabe bekommen. Alle die die Firma verlassen, deren Akten werden noch ein halbes Jahr aufbewahrt und dann archiviert. Diese Tätigkeit wurde aber schon länger nicht mehr gemacht und fiel nun mit zu. Ich sortierte also alle Akten aus, die schon über ein Jahr weg sind. Der Schrank füllte bevor ich anfing 2 Regalreihen und Platze bald auseinander, nachdem ich fertig war, ist es höchstens noch eine halbe Regalreihe. Die älteste Akte war tatsächlich von jemandem der 2005 die Firma verlassen hat, da haben alle nicht schlecht geguckt.

Mittwoch, 5. Mai 2010

Tag 47 - 49: (Samstag, 1.5. bis Montag 3.5.) Überraschung :-)

2:30 Uhr morgens klingelte mein Wecker. Zeit um aufzustehen, der Rucksack ist natürlich schon seit einer Woche gepackt und das Taxi zum Busbahnhof ist auch schon seit 2 Wochen bestellt. Natürlich habe ich dort noch einmal nachgefragt um auch absolut sicher zu gehen, dass da nichts schief läuft.
Tatsächlich ist der Taxifahrer dann ganze 10 Minuten zu zeitig, was aber nichts macht, weil ich auch schon fix und fertig bereit stehe.
Es ist klar, dass ich viel zu zeitig am Busbahnhof ankomme und noch eine geschlagene halbe Stunde auf meinen Bus mit der Nummer 777 warten muss. Es ist stockduster und ziemlich kühl und dann fängt es auch noch an zu tröpfeln, doch das ist mir alles herzlich egal, soll es doch ruhig regnen, ich bin ja eh bald nicht mehr auf dieser Insel. Denn die Linie 777 bringt mich geradewegs zum Flughafen London Stansted, von wo aus ich mit dem Flieger in die Heimat fliege. Warum ich das vorher noch nicht erwähnt habe liegt wohl auf der Hand. Ich will Oma zu ihrem 70. Geburtstag überraschen, denn glücklicherweise ist hier am Montag Feiertag, sodass ich nicht einmal einen Tag frei nehmen muss.
Bis jetzt wissen nur Mama und Olli bescheid dass ich komme, der Rest meiner Familie hat hoffentlich keine Ahnung.
Nachdem mein Bus mit 10 Minuten Verspätung endlich eintrifft mache ich es mir gemütlich und versuche noch ein bisschen zu schlafen, denn immerhin bin ich jetzt nochmal gut 2 Stunden unterwegs. Aber nach einer halben Stunde endet meine Fahrt ziemlich abrupt am Flughafen London Luton. Ich kann es nicht glauben, als der Busfahrer anfängt mit der Zentrale mit eingeschaltetem Lautsprecher zu telefonieren und etwas von einem geschmolzenen Plasterad welcher irgendwas mit eine Lüftung zu tun hat, erzählt. Nach und nach wird mir klar: der Bus ist kaputt. Ich hoffe sehr, dass diese Busgesellschaften einen vernünftigen Notfallplan für so etwas parat haben. An genau dieser Stelle wird mir aber wieder bewusst, ich bin nicht in Deutschland, wo man ganz sicher einen Plan B hätte. Aber ich habe wirklich Glück und die Busgesellschaft ordert 2 Taxen für mich und meine 10 Mitreisenden. Die Taxen kommen dann auch nach einer halben Stunde endlich an, was nicht etwa daran liegt, dass sie einen so weiten Weg hatte, nein, die Taxifahrer weigerten sich direkt an einem Polizeiauto vorbei auf den Busparkplatz zu fahren, weil sie das ja eigentlich nicht dürfen. Also musste unser Busfahrer, der erst jetzt tatsächlich ein bisschen seine Ruhe verlor im strömenden Regen zu dem Polizeiwagen, ihnen unsere Situation erklären und sicherstellen, dass sie die Taxifahrer nicht behelligen würden. Natürlich war das überhaupt kein Problem. Als ich dann endlich mit 5 weiteren in einem der Taxen saß, konnte ich keineswegs wieder durchatmen, denn der indische Fahrer fuhr alles andere als Vertrauenserweckend und als er dann auch noch mitten auf der Autobahn anhielt, weil der der auf dem Extrasitz im Kofferraum sein Anschnalldings nicht finden konnte, war meine ohne hin nicht mehr vorhandene Ruhe gänzlich dahin. Während der scheinbar endlosen Fahrt schliefen meine Mitreisenden, aller Kerle, nach und nach ein. Es war mir absolut unklar, wie man bei dem Fahrstil und mit der Zeit im Nacken schlafen konnte. Tatsächlich waren wir dann aber nur 15 Minuten nach der planmäßigen Ankunftszeit am Flughafen. Nachdem ich mich durch das Wirrwarr an Schildern und Wegweisern bis zur Sicherheitskontrolle gewühlt hatte, kam ich dieses Mal tatsächlich ohne jegliche Probleme durch.
Mein nächster Weg führte mich zu den Anzeigetafeln, da ich mein Gate immer noch nicht herausbekommen hatte. Dort angekommen versuchte ich kampfhaft meinen Flug zu finden, es war aber noch so viel Zeit, dass er noch nicht auf den vorderen Bildschirmen zu sehen war. Statt meines Gates fand ich dann etwas gänzlich anderes. Wie ich so vertieft auf die Anzeige starrte hörte ich plötzlich jemanden ungläubig meinen Namen rufen. Ich drehte mich um und traute meinen Augen nicht. Wer saß da direkt vor mir und sah mich mindestens genauso ungläubig an? Mareen. Das war vielleicht ein hallo, wir bekamen uns beide nicht mehr ein vor lachen, über diesen Absolut unwahrscheinlichen Zufall, dass wir uns hier trafen. Noch lustiger wurde es dann als wir feststellten, dass wir sogar beide mit der selben Maschine fliegen würden. Aber so viele Möglichkeiten hätte es da auch eh nicht mehr gegeben.
Als es dann Zeit wurde zum Gate zu gehen waren wir erst einmal ein bisschen perplex als wir nachdem wir der Ausschilderung gefolgt waren unvermittelt vor einer großen Glaswand standen an der es weder nach links noch nach rechts weiterging. Wie sich dann schnell herausstellte mussten wir mit einer Art Zug 2 Stationen bis zu unserem Gleis fahren. An dieser Stelle traf ich dann meinen Deutschen Mitfahrer aus dem Taxi wieder, der das Anschnallteil nicht gefunden hatte. Wir wechselten noch schnell ein paar Worte denn er flog nicht nach Altenburg sondern nach München und musste eine Station vor uns aussteigen. Erst im nachhinein ärgerte ich mich darüber dass ich ihn nicht einmal nach seinem Namen gefragt hatte, denn wie oft trifft man schon einen Deutschen der in Milton Keynes wohnt und arbeitet. Aber vielleicht sehe ich ihn ja nochmal wieder. So groß ist die Stadt ja nicht.
Der Flug war sehr angenehm, ich hatte sogar einen Fensterplatz und es war wirklich schön nicht alleine fliegen zu müssen.
Als wir dann endlich in Altenburg landeten mussten wir uns schon wieder vor lachen ausschütten, weil dieser Flugplatz wirklich absolut im nirgendwo war. Da war weit und breit nur Feld und Wiese und unser Flugzeug war auch das einzige weit und breit. An der Passkontrolle saßen dann natürlich auch nur 2 Menschen, mehr hätten sich auch nicht gelohnt, weshalb wir aber denn noch ein bisschen warten mussten. Mama und Mareen‘s Freund guckten beide nicht schlecht als wir zusammen aus dem Gebäude kamen. Da das einfach zu komisch war, gab es dieses mal auch keine emotionale Begrüßung. Aber ich war mir sicher, dass ich heute noch die ein oder andere Träne vergießen würde.
Zum Mittag gab es leckeren Spargel mit Kartoffel und Pute. Mir war bis dahin nicht klar gewesen, wie sehr ich das Deutsche Essen vermisst hatte.
Und dann ging es auf zu Oma und Opa. Das war vielleicht ein Hallo. Es hatte tatsächlich keiner gewusst, ja nicht einmal geahnt dass ich kommen würde. Ich denke diese Überraschung ist in vollem Maße gelungen. Das essen war wieder wie immer wirklich reichlich, ich futterte mich kugelrund. Und da es der erste Mai war gab es Maibowle zu trinken. Das ist wirklich was ganz feines. Wenn ihr man dazu kommt sowas zu probieren solltet ihr das auf jeden Fall machen. Die zweite Überraschung des Abends war ein Zauberer, der bei unserer Familie tatsächlich an einem Zigarettentrick scheiterte, weil es unter fast 40 Leuten nicht einen Raucher mehr gab und er sich somit keine Zigarette borgen konnte.

Mein Samstag begann ziemlich zeitig, aber ich wollte ja meine wenige Zeit in Deutschland sinnvoll nutzen. Olli verlies mich für ein Fußballspiel und ich fuhr mit dem Auto zu Oma wo sich die Kernfamilie noch einmal traf. Außer Mama und Gerald die im neune Haus beschäftigt waren. Zum Kaffee leisteten wir ihnen dann noch Gesellschaft und versorgten sie mit Kuchen.
Montag ging es dann auch schon wieder zurück nach England. Dieses Mal war der Abschied von Mama und Olli nicht so schlimm wie beim ersten Mal. Natürlich flossen wieder ein paar kleine Tränchen, aber ich war ziemlich stolz auf mich, dass ich wirklich tapfer war. Es viel mir dieses mal auch leichter, weil ich ja wusste was ich erwartet. Flug leider alles andere als angenehm. Wir flogen sowohl beim Start als auch bei der Landung durch eine wirklich massive Wolkendecke und einige Luftlöcher. Ich denke das war wohl der schlimmste Flug den ich jemals hatte und ich bin ja mittlerweile doch schon ein paar mal geflogen. Aber ich hab es überlebt. Mit dem Bus ging es dann zurück nach Milton Keynes, diesmal ist er auch nicht stecken geblieben. Sicherheitshalber hatte ich mir ein Busticket für den späteren Bus gekauft, weil ich mir nicht sicher war ob ich den zeitigeren schaffen würde. Und der Ticketverkäufer mir versicherte ich könne ohne Probleme mit dem Ticket auch einen Bus eher nehmen. Natürlich war ich dann sogar für den zeitigeren Bus noch wirklich zeitig am Busbahnhof und hatte noch Zeit einen Abstecher ins Ticketcenter zu machen und dort noch einmal nachzufragen. Da bekam ich doch allen ernstes als Antwort, ich können den Bus eher nehmen aber das würde mich 5 Pfund extra kosten. Als ich ihn fragte warum konnte er mir nur sagen dass das im System so stünde. Nachdem ich ihm erklärt hatte, dass mir versichert worden war, ich könnte ohne Probleme mit dem Bus eher fragen sagte er zu mir, ich könnte um Busfahrer gehen und ihn fragen und wenn er mich mit dem Ticket mitnehmen würde, dann wäre es ok. Wutentbrannt stiefelte ich aus dem Ticketcenter heraus und siehe da, der Busfahrer machte überhaupt keine Anstalten mich nicht mitzunehmen und wollte auch keine 5 Pfund extra haben. In Deutschland hätte es sowas nie gegeben. An so einer Stelle merkt man dann wieder, dass man nicht in Deutschland ist und dass hier eben doch manches anders läuft.
In Milton Keynes angekommen hatte ich einfach nur noch Hunger, da es inzwischen nach um 6 war und ich außer einem McDonald’s Burger zum Mittag nichts weiter gegessen hatte. Zu meinem Pech aber war mein Bus, der einzige mit dem ich vom Busbahnhof nach Hause fahren kann 10 Minuten vorher gefahren und da ja hier heute Feiertag ist fuhr meine Linie natürlich nur einmal pro Stunde. Aber irgendwann bin ich dann doch noch halb verhungert wieder zu Hause angekommen.