Mittwoch, 5. Mai 2010

Tag 47 - 49: (Samstag, 1.5. bis Montag 3.5.) Überraschung :-)

2:30 Uhr morgens klingelte mein Wecker. Zeit um aufzustehen, der Rucksack ist natürlich schon seit einer Woche gepackt und das Taxi zum Busbahnhof ist auch schon seit 2 Wochen bestellt. Natürlich habe ich dort noch einmal nachgefragt um auch absolut sicher zu gehen, dass da nichts schief läuft.
Tatsächlich ist der Taxifahrer dann ganze 10 Minuten zu zeitig, was aber nichts macht, weil ich auch schon fix und fertig bereit stehe.
Es ist klar, dass ich viel zu zeitig am Busbahnhof ankomme und noch eine geschlagene halbe Stunde auf meinen Bus mit der Nummer 777 warten muss. Es ist stockduster und ziemlich kühl und dann fängt es auch noch an zu tröpfeln, doch das ist mir alles herzlich egal, soll es doch ruhig regnen, ich bin ja eh bald nicht mehr auf dieser Insel. Denn die Linie 777 bringt mich geradewegs zum Flughafen London Stansted, von wo aus ich mit dem Flieger in die Heimat fliege. Warum ich das vorher noch nicht erwähnt habe liegt wohl auf der Hand. Ich will Oma zu ihrem 70. Geburtstag überraschen, denn glücklicherweise ist hier am Montag Feiertag, sodass ich nicht einmal einen Tag frei nehmen muss.
Bis jetzt wissen nur Mama und Olli bescheid dass ich komme, der Rest meiner Familie hat hoffentlich keine Ahnung.
Nachdem mein Bus mit 10 Minuten Verspätung endlich eintrifft mache ich es mir gemütlich und versuche noch ein bisschen zu schlafen, denn immerhin bin ich jetzt nochmal gut 2 Stunden unterwegs. Aber nach einer halben Stunde endet meine Fahrt ziemlich abrupt am Flughafen London Luton. Ich kann es nicht glauben, als der Busfahrer anfängt mit der Zentrale mit eingeschaltetem Lautsprecher zu telefonieren und etwas von einem geschmolzenen Plasterad welcher irgendwas mit eine Lüftung zu tun hat, erzählt. Nach und nach wird mir klar: der Bus ist kaputt. Ich hoffe sehr, dass diese Busgesellschaften einen vernünftigen Notfallplan für so etwas parat haben. An genau dieser Stelle wird mir aber wieder bewusst, ich bin nicht in Deutschland, wo man ganz sicher einen Plan B hätte. Aber ich habe wirklich Glück und die Busgesellschaft ordert 2 Taxen für mich und meine 10 Mitreisenden. Die Taxen kommen dann auch nach einer halben Stunde endlich an, was nicht etwa daran liegt, dass sie einen so weiten Weg hatte, nein, die Taxifahrer weigerten sich direkt an einem Polizeiauto vorbei auf den Busparkplatz zu fahren, weil sie das ja eigentlich nicht dürfen. Also musste unser Busfahrer, der erst jetzt tatsächlich ein bisschen seine Ruhe verlor im strömenden Regen zu dem Polizeiwagen, ihnen unsere Situation erklären und sicherstellen, dass sie die Taxifahrer nicht behelligen würden. Natürlich war das überhaupt kein Problem. Als ich dann endlich mit 5 weiteren in einem der Taxen saß, konnte ich keineswegs wieder durchatmen, denn der indische Fahrer fuhr alles andere als Vertrauenserweckend und als er dann auch noch mitten auf der Autobahn anhielt, weil der der auf dem Extrasitz im Kofferraum sein Anschnalldings nicht finden konnte, war meine ohne hin nicht mehr vorhandene Ruhe gänzlich dahin. Während der scheinbar endlosen Fahrt schliefen meine Mitreisenden, aller Kerle, nach und nach ein. Es war mir absolut unklar, wie man bei dem Fahrstil und mit der Zeit im Nacken schlafen konnte. Tatsächlich waren wir dann aber nur 15 Minuten nach der planmäßigen Ankunftszeit am Flughafen. Nachdem ich mich durch das Wirrwarr an Schildern und Wegweisern bis zur Sicherheitskontrolle gewühlt hatte, kam ich dieses Mal tatsächlich ohne jegliche Probleme durch.
Mein nächster Weg führte mich zu den Anzeigetafeln, da ich mein Gate immer noch nicht herausbekommen hatte. Dort angekommen versuchte ich kampfhaft meinen Flug zu finden, es war aber noch so viel Zeit, dass er noch nicht auf den vorderen Bildschirmen zu sehen war. Statt meines Gates fand ich dann etwas gänzlich anderes. Wie ich so vertieft auf die Anzeige starrte hörte ich plötzlich jemanden ungläubig meinen Namen rufen. Ich drehte mich um und traute meinen Augen nicht. Wer saß da direkt vor mir und sah mich mindestens genauso ungläubig an? Mareen. Das war vielleicht ein hallo, wir bekamen uns beide nicht mehr ein vor lachen, über diesen Absolut unwahrscheinlichen Zufall, dass wir uns hier trafen. Noch lustiger wurde es dann als wir feststellten, dass wir sogar beide mit der selben Maschine fliegen würden. Aber so viele Möglichkeiten hätte es da auch eh nicht mehr gegeben.
Als es dann Zeit wurde zum Gate zu gehen waren wir erst einmal ein bisschen perplex als wir nachdem wir der Ausschilderung gefolgt waren unvermittelt vor einer großen Glaswand standen an der es weder nach links noch nach rechts weiterging. Wie sich dann schnell herausstellte mussten wir mit einer Art Zug 2 Stationen bis zu unserem Gleis fahren. An dieser Stelle traf ich dann meinen Deutschen Mitfahrer aus dem Taxi wieder, der das Anschnallteil nicht gefunden hatte. Wir wechselten noch schnell ein paar Worte denn er flog nicht nach Altenburg sondern nach München und musste eine Station vor uns aussteigen. Erst im nachhinein ärgerte ich mich darüber dass ich ihn nicht einmal nach seinem Namen gefragt hatte, denn wie oft trifft man schon einen Deutschen der in Milton Keynes wohnt und arbeitet. Aber vielleicht sehe ich ihn ja nochmal wieder. So groß ist die Stadt ja nicht.
Der Flug war sehr angenehm, ich hatte sogar einen Fensterplatz und es war wirklich schön nicht alleine fliegen zu müssen.
Als wir dann endlich in Altenburg landeten mussten wir uns schon wieder vor lachen ausschütten, weil dieser Flugplatz wirklich absolut im nirgendwo war. Da war weit und breit nur Feld und Wiese und unser Flugzeug war auch das einzige weit und breit. An der Passkontrolle saßen dann natürlich auch nur 2 Menschen, mehr hätten sich auch nicht gelohnt, weshalb wir aber denn noch ein bisschen warten mussten. Mama und Mareen‘s Freund guckten beide nicht schlecht als wir zusammen aus dem Gebäude kamen. Da das einfach zu komisch war, gab es dieses mal auch keine emotionale Begrüßung. Aber ich war mir sicher, dass ich heute noch die ein oder andere Träne vergießen würde.
Zum Mittag gab es leckeren Spargel mit Kartoffel und Pute. Mir war bis dahin nicht klar gewesen, wie sehr ich das Deutsche Essen vermisst hatte.
Und dann ging es auf zu Oma und Opa. Das war vielleicht ein Hallo. Es hatte tatsächlich keiner gewusst, ja nicht einmal geahnt dass ich kommen würde. Ich denke diese Überraschung ist in vollem Maße gelungen. Das essen war wieder wie immer wirklich reichlich, ich futterte mich kugelrund. Und da es der erste Mai war gab es Maibowle zu trinken. Das ist wirklich was ganz feines. Wenn ihr man dazu kommt sowas zu probieren solltet ihr das auf jeden Fall machen. Die zweite Überraschung des Abends war ein Zauberer, der bei unserer Familie tatsächlich an einem Zigarettentrick scheiterte, weil es unter fast 40 Leuten nicht einen Raucher mehr gab und er sich somit keine Zigarette borgen konnte.

Mein Samstag begann ziemlich zeitig, aber ich wollte ja meine wenige Zeit in Deutschland sinnvoll nutzen. Olli verlies mich für ein Fußballspiel und ich fuhr mit dem Auto zu Oma wo sich die Kernfamilie noch einmal traf. Außer Mama und Gerald die im neune Haus beschäftigt waren. Zum Kaffee leisteten wir ihnen dann noch Gesellschaft und versorgten sie mit Kuchen.
Montag ging es dann auch schon wieder zurück nach England. Dieses Mal war der Abschied von Mama und Olli nicht so schlimm wie beim ersten Mal. Natürlich flossen wieder ein paar kleine Tränchen, aber ich war ziemlich stolz auf mich, dass ich wirklich tapfer war. Es viel mir dieses mal auch leichter, weil ich ja wusste was ich erwartet. Flug leider alles andere als angenehm. Wir flogen sowohl beim Start als auch bei der Landung durch eine wirklich massive Wolkendecke und einige Luftlöcher. Ich denke das war wohl der schlimmste Flug den ich jemals hatte und ich bin ja mittlerweile doch schon ein paar mal geflogen. Aber ich hab es überlebt. Mit dem Bus ging es dann zurück nach Milton Keynes, diesmal ist er auch nicht stecken geblieben. Sicherheitshalber hatte ich mir ein Busticket für den späteren Bus gekauft, weil ich mir nicht sicher war ob ich den zeitigeren schaffen würde. Und der Ticketverkäufer mir versicherte ich könne ohne Probleme mit dem Ticket auch einen Bus eher nehmen. Natürlich war ich dann sogar für den zeitigeren Bus noch wirklich zeitig am Busbahnhof und hatte noch Zeit einen Abstecher ins Ticketcenter zu machen und dort noch einmal nachzufragen. Da bekam ich doch allen ernstes als Antwort, ich können den Bus eher nehmen aber das würde mich 5 Pfund extra kosten. Als ich ihn fragte warum konnte er mir nur sagen dass das im System so stünde. Nachdem ich ihm erklärt hatte, dass mir versichert worden war, ich könnte ohne Probleme mit dem Bus eher fragen sagte er zu mir, ich könnte um Busfahrer gehen und ihn fragen und wenn er mich mit dem Ticket mitnehmen würde, dann wäre es ok. Wutentbrannt stiefelte ich aus dem Ticketcenter heraus und siehe da, der Busfahrer machte überhaupt keine Anstalten mich nicht mitzunehmen und wollte auch keine 5 Pfund extra haben. In Deutschland hätte es sowas nie gegeben. An so einer Stelle merkt man dann wieder, dass man nicht in Deutschland ist und dass hier eben doch manches anders läuft.
In Milton Keynes angekommen hatte ich einfach nur noch Hunger, da es inzwischen nach um 6 war und ich außer einem McDonald’s Burger zum Mittag nichts weiter gegessen hatte. Zu meinem Pech aber war mein Bus, der einzige mit dem ich vom Busbahnhof nach Hause fahren kann 10 Minuten vorher gefahren und da ja hier heute Feiertag ist fuhr meine Linie natürlich nur einmal pro Stunde. Aber irgendwann bin ich dann doch noch halb verhungert wieder zu Hause angekommen.

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